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Die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Stuttgart

Die Synagoge der jüdischen Gemeinde in StuttgartDie Synagoge der jüdischen Gemeinde in Stuttgart
Referent: Meinhard Tenne

Am 7. Oktober 2009 präsentierte der ehemalige Sprecher der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Württemberg (IRGW), Meinhard Tenné, den etwa 25 interessierten Kollegen/innen, die an dieser Fortbildung teilnahmen, eine fundierte und teilweise sehr persönliche Einführung in die Stuttgart Synagoge und das jüdische Gemeindeleben.
Dabei wurden alle Einrichtungsgegenstände, die Bilder und Symbole, die reich verzierten Thora -Rollen und das Gebäude selber ausführlich erklärt. Tenné, der auch viele Fragen zum Ablauf des Sabbats, von Hochzeiten und anderen Festen beantwortete, berichtete dann kenntnisreich über die Geschichte der Synagoge, die seit 1861 an dem selben Platz stand und ursprünglich in maurischen Stil gebaut war. Am 9. November, der Pogromnacht, wurde auch die Stuttgarter Synagoge das Ziel von Brandstiftern. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Von den ca. 5000 Juden, die in den 30er Jahren in Württemberg gelebt hatten, konnte etwa die Hälfte emigrieren bzw. fliehen. Die andere Hälfte, also etwa 2500 Menschen, wurden vom Nordbahnhof in die Vernichtungslager in Riga, Treblinka, Ivica oder Auschwitz deportiert und ermordet.
Der Wiederaufbau des Gebäudes nach dem Krieg und die kleine Zahl jüdischer Mitbürger/innen, die sich trotz des erfahrenen Unrechts und Leids in ihrer alten Heimat wieder traf, prägten über Jahrzehnte das Bild der Stuttgarter Gemeinde. Erst nach der Öffnung Osteuropas und der Einwanderung einer größeren Zahl Juden aus Russland, hat sich die Situation in Stuttgart und parallel dazu in ganz Baden-Württemberg grundlegend geändert. Heute leben, so die aktuellen Zahlen, wieder über 5000 Juden in Baden-Württemberg.
Nach dieser Rückschau in die Geschichte der Juden in Württemberg, ging Tenné schließlich auch ausführlich auf seine eigene Lebensgeschichte und sein Wirken in der Gemeinde ein.
Den Teilnehmern wurde deutlich, welch bewegtes Leben ihr Referent in seinen über 80 Lebensjahren in Deutschland, der Schweiz und Israel gelebt hat. Tenne berichtete über seine Jugend in Berlin, die ersten Verfolgungen und seine Flucht in die Schweiz, die er als Jugendlicher zusammen mit dem Vater unternahm. Er erzählte aber auch, dass seine Mutter und sein Schwester nicht mehr fliehen konnten und schließlich in Auschwitz ermordet wurden. Tenne berichtete von seinem Leben im Exil und der Auswanderung nach Israel und wie er als junger Mann dann in ganz Europa für den Israel-Tourismus geworben hat, bevor er schließlich als Tourismus- und Reiseunternehmer wieder nach Deutschland zurück kam.
Auch die Entstehungsgeschichte der neu gegründeten jüdischen Schule im Gebäude der Synagoge konnte Tenné anschaulich darstellen, weil er selbst stark an der Neugründung der Schule, die in den 30er Jahren von den Nazis geschlossen worden war, beteiligt war.
In den letzten Jahren hat sich Tenne´ vor allem den Trialog der Religionen verschrieben. Das Gespräch zwischen den drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam ist ihm eine Herzensanliegen. Deshalb hat er auch zusammen mit Gleichgesinnten das Haus Abraham gegründet und das Stuttgarter Lehrhaus wieder ins Leben gerufen. Dort werden regelmäßig Vorträge und Fortbildungen über die gemeinsamen Traditionen und Wurzeln aller drei monotheistischen Religionen angeboten. Wir haben in unseren Religionen so viele Gemeinsamkeiten, so Tenné, es ist doch nicht zu verstehen, warum wir nicht miteinander im Gespräch sind, sondern uns oft bekämpfen. Besonders die Jugend soll, so der engagierte Referent, von diesen Gemeinsamkeiten mehr erfahren und verstehen, dass nicht Ausgrenzung sondern gegenseitige Toleranz der Schlüssel zu einer gemeinsamen Zukunft ist. 

Für weitere Informationen und Kontakte zur IRWG: www.irgw.de

Das Haus Abraham und das Stuttgarter Lehrhaus ist unter folgender Adresse zu erreichen: www.haus-abraham.de


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